Kontakt

10 Jahre Passivhaus - ein Erfahrungs­bericht

Wir haben nachgefragt: 10 Jahre Wohnen in einem Passivhaus – wie fällt das Urteil unserer Bauherren aus? Die Antwort: "Wir würden wieder so bauen!"

Passivhaus

Seit zehn Jahren existiert die Passivhaussiedlung in Unterrombach - Bewohner ziehen Bilanz

Vor zehn Jahren hat die Stadt Aalen im Unterrombacher "Sonnenwinkel" eine Siedlung, die mit so genannten "Passivhäusern" zu bebauen sei, ausgewiesen. 16 Passivhäuser sind in dieser Zeit für 62 Bewohner entstanden. Inzwischen können die Bewohner eine Bilanz ziehen, die sich sehr positiv anhört. Wohnkomfort und Raumklima, eine tolle Nachbarschaft und das Bewusstsein, eine gemeinsame Grundlage für ein ökologisches Leben zu haben, gehören zu den Boni im malerischen "Sonnenwinkel" von Aalen.

Eigentlich wollten Ingrid und Uwe Lutz gar nicht bauen. Sie wohnten recht gemütlich in einer Mietwohnung ein paar Straßen weiter. Allein das technische Interesse und die Idee des Passivhauses sowie die Tatsache, dass "wir vorher schon ökologisch angehaucht waren", hat das Ehepaaar zu dieser Entscheidung gebracht.

Jetzt leben sie in ihrem Haus mit Pultdach und Dachbegrünung, mit einer Solaranlage als Terrassenüberdachung und dem typischen Ansaugrohr für die geregelte Be- und Entlüftung, das sich im Garten in die Höhe reckt, in einem Haus, das mehr Energie produziert, als es im Vier-Personen-Haushalt verbraucht.

"Eigentlich sind wir jetzt ein Plus-Haus", erklärt Uwe Lutz. Das freut ihn natürlich. Besonders deshalb, weil die Auflagen für die Definition eines Passivhauses auch nicht ohne sind. Die Kennwerte für Heizwärmebedarf, für Primärenergieverbrauch und die Drucktestwerte der luftdichten Gebäudehülle sind sehr niedrig.

Uwe Lutz hat es auf einen Nenner gebracht: "Rechnerisch benötigt ein Passivhaus mit 150 Quadratmetern 225 Liter Heizöl, ein Niedrigenergiehaus dagegen schon 1100 Liter." Und noch ein knackiger Vergleich: 16 Passivhäuser, also genauso viele wie in der Siedlung Sonnenwinkel, verbrauchen zusammen nur so viel Energie wie ein einziger Altbau, der vor 1984 entstanden ist. Das sitzt. "Deshalb", so wundert sich Ingrid Lutz, "ist es schade, dass die Entwicklung im Bereich Passivhaus doch sehr langsam voran geht."

Immer noch gibt es viele Vorbehalte gegen diese Bauform. Das liegt zum einen an mangelnder Aufklärung und zum anderen wohl daran, dass die künftigen Bauherren sich vieles einfach nicht votstellen können. Immer noch wird das Passivhaus gerne als ein Gebäude charakterisiert, bei dem man die Fenster nicht öffnen sollte, um die durch die großen Fensterfronten an der Südseite gewonnene Wärme nicht wieder nach draußen zu lassen. "Tatsächlich ist es aber so", beschreibt Ingrid Lutz, "dass man das Bedürnis gar nicht hat, die Fenster zu öffnen, weil das Gebäude über die Lüftungsanlage kontinuierlich mit Frischluft versorgt wird."

Das passiert über das "Herzstück" des Passivhauses, die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Die Funktionsweise: Der notwendige Luftaustasuch erfolgt über Lüftungsanlagen. Die Frischluft wird bei den meisten Häusern zuerst durch einen in etwa zwei Metern Tiefe verlegten Erdtwärmetauscher angesaugt. Im Winter wird so die kalte Frischluft bereits vorgewärmt. Die Frischluft strömt nun durch einen Wärmetauscher der Lüftungsanlage und wird dort durch ausströmende Abluft weiter erwärmt. Als Zuluft strömt sie nun durch ein Leitungssystem in Wohn- und Schlafräume und sorgt so für immer frische Luft im Gebäude. Die warme Abluft wird in Räumen wie Küche oder WC wieder abgesaugt und strömt durch den Wärmetauscher. Dort gibt sie ihre Wärme an die Zuluft und häufig auch an eine Wärmepumpe ab und strömt als abgekühlte Fortluft ins Freie. Im Sommer sorgt der Erdwärmetauscher für eine Abkühlung der angesaugten Frischluft.

"Das ist nur ein Element des Passivhauses", erklärt Uwe Lutz. Die gute Dämmung, beispielsweise die Dreifachverglasung der Fenster, die Luftdichtigkeit der Bauweise und die solaren Gewinne über die Fenster gehören ebenso dazu. Außerdem ist beispielsweise im Hause Lutz im Eingangsbereich ein "Klimapuffer" eingerichtet. Die Haustüre öffnet sich in einen Flur, der zum Keller führt. Zum Wohnbereich hin erst ist eine diche Türe eingebaut, um die Kaltluft außen vor zu lassen.

Zu den "Spielereiesn" im Haus gehören Dinge wie abschaltbare Steckdosen und der Spül- und Waschmaschinenbetrieb mit durch die Solaranlage vorgeheiztem Wasser. Damit lassen sich weitere Energieeinsparmaßnahmen durchführen. Das kann zur Leidenschaft werden.

Quelle: Schwäbische Post vom 19. Juni 2012